„Backen mit Modeln“ ist das erste Buch der Autorin Almute Grohmann zu einem Kulturerbe, das nach 5000 Jahren von Vergessenheit bedroht ist. Es enthält modernisierte Rezepte, die wir unter dem Namen Printen, Lebkuchen, Springerle, Spekulatius, Honigkuchen kennen. Auch das Basteln eigener Model wird gezeigt, denn nur durch Aufdruck kann ein Keks zur „Printe“, zum individuellen Kunstobjekt, zum Träger einer Botschaft werden. Antike Backmodel beweisen, dass die ersten Printen als Opfergaben gemeint waren. Die damit geehrten Götter sollten ablesen können, welche Gegengabe sich nun der Spender wünschte: Fruchtbarkeit, Gesundheit, Liebe, langes Leben…
Die Römer begannen bereits, ihr Opfergebäck „Libum“ auch privat einzusetzen. Bei Geburtstagen beispielsweise oder um einem Fest Glanz zu verleihen. Sie waren es, die uns den „Leb-Kuchen“ vererbten, der in Herzform und mit Sprüchen geziert auf keinem Volksfest fehlen darf.
Mit dem Christentum blühte das Handwerk der „Lebzelter“ auf. Sie stellten diese Lebkuchen, Springerle, Spekulatius, Sirup-Printen etc. her. Mit eigenen Holzmodeln waren sie für alle Gelegenheiten gerüstet: christliche Feste, Geburt, Tod, Hochzeit, Taufe, Erotik, Späße, Sinnsprüche. – Jahrhunderte lang bedeutete ihr schlicht schmeckendes, aber kunstvoll bedrucktes Honiggebäck Luxus, sogar für Könige.
Im zweiten Buch „Neue Beiträge zur Modelbackkunst“ stellt die Autorin antike Backmodel aus dem Besitz deutscher Museen vor. – Der wichtige Aufsatz „Springerle oder Spekulatius?“ macht die immer noch unbekannten Unterschiede deutlich. Die Unkenntnis darüber dürfte wesentlich zum derzeitigen Niedergang der Modelbackkunst beigetragen haben, denn die Gattung eines Models, seine Tiefe oder Feinheit muss jedem Benutzer anzeigen welcher Teig damit gebacken werden möchte. Keinesfalls waren je die großen, rheinischen Printen-Model für den Springerle-Teig gedacht. – In Zusammenarbeit mit der Stadt York forschte die Autorin zu einem dort vergessenen Kultgebäck namens „York Mayne Bread“. Sie konnte unschwer nachweisen: bereits im Mittelalter hat man in York Springerle gebacken und geschätzt. Vielleicht sind sie sogar dort entstanden, denn nur eine Seefahrernation mit Koloniebesitz konnte sich eine derartige Verschwendung von Rohrzucker leisten. Nur mit extrem viel Zucker, nicht mit Honig kann sich nämlich die besondere Schönheit des „Springerle“ mit seinen „Füßchen“ entwickeln.
Aus mehrfachen Gründen erhält der glutenfreie Buchweizen zunehmende Bedeutung für die Ernährung der Welt. Die Autorin konnte neue Rezepturen entwickeln, die mit Hilfe vorhandener Model attraktive Buchweizen-Fladen hervorbringen. Diese Rezepte sind für das dritte Buch vorgesehen, das voraussichtlich 2020 erscheinen und „Modelbacken für Akrobaten“ heißen wird und sich zum Ziel gesetzt hat, die Kunst des Modelbackens noch perfekter, schmackhafter und moderner zu machen. Das Basteln eines „Universalmodels“ wird vorgestellt. Die neuen „Superrezepte“ lehnen sich an die altbekannten Printen, Springerle, Lebkuchen und Spekulatius an. Sie werden allerdings den noch ungeübten Anfängern einige akrobatische Geschicklichkeit abverlangen. Ja, sie pochen sogar darauf, durch eigene Kreativität das ganze Potential heutiger Möglichkeiten auszuschöpfen und Rezepte nach eigenem Geschmack zu schaffen.
Noch immer halten Firmen mit Industrieware den alten Brauch am Leben, können aber schon aus Kostengründen nicht mit individueller Handarbeit mithalten. Die berühmte Aachener Printe ist heute ein schmuckloses Schnittchen. Warum aber soll diese so lange geschätzte Model-Backkunst aussterben? Wenn begeisterte Besitzer von Erb-Modeln viel Zeit in Lebkuchen, Printen, Spekulatius investieren, so schlägt das ja nicht auf die Kosten dieser verzehrbaren Liebesgaben. In familiärer Zusammenarbeit lassen sich mit viel Spaß hochwertige Mitbringsel und Geschenke vorbereiten, die in einer klassischen Blechdose durch ihre enorme Haltbarkeit punkten können. Auch ohne Konservierungsmittel und dreifache Plastikverpackung.
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